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Kurt Weill Fest (Dessau, 26. Februar 2010)

Kurt Weill Fest Dessau, 26. Februar 2010

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Kurt Weill Fest
Dessau, 26. Februar 2010
Botschafter Philip D. Murphy

Herr Ministerpräsident Böhmer,
Herr Oberbürgermeister Koschig,
Herr Markworth,
Dr. Allerkamp,
sehr verehrte Mitglieder des Bundestages und des Landtages,
Exzellenzen,
meine Damen und Herren Staatssekretäre,
sehr verehrte Damen und Herren,

willkommen auf dem achtzehnten Kurt Weill Fest!

In den vergangenen achtzehn Jahren ist dieses Fest zu einem Symbol der deutsch-amerikanischen Freundschaft geworden – in Sachsen-Anhalt und darüber hinaus. Es ist eine Ehre für Generalkonsulin Katherine Brucker und mich, an dieser Eröffnungszeremonie teilzunehmen. Im Namen der US-Botschaft in Berlin und des Generalkonsulats in Leipzig wünschen wir Ihnen viel Erfolg für das Fest. Wir sind stolz, dass wir, wie seit vielen Jahren offizielle Schirmherren des Kurt Weill Fests sind. Für mich ist es das erste Mal, dass ich dabei bin, und ich freue mich sehr. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um drei Personen zu danken, die sicher nicht zum ersten Mal hier sind. Aber sie haben in diesem Jahr die Verantwortung für das Fest und wichtige Partnerinstitutionen übernommen: Professor Michael Kaufmann, Andre Bücker und Philipp Ostwalt. Wir gratulieren Ihnen und wünschen Ihnen alles Gute.

Alle Menschen, die in ein anderes Land auswandern, ringen mit einem großen persönlichen Konflikt. Es ist eine Herausforderung, sich neu zu orientieren, ohne die eigene Identität zu verlieren. Kurt Weill hatte eine einzigartige Identität: Er war Komponist – einer der größten Komponisten des Jahrhunderts. Er war Deutscher, der vor den Nationalsozialisten aus seiner Heimat fliehen musste. Er wurde Amerikaner. Er beschloss, seine europäische Vergangenheit hinter sich zu lassen. Er beschloss auch, nur noch Englisch zu sprechen, sogar mit seiner Frau. Er hatte einen starken Akzent, wenn er Englisch sprach - wahrscheinlich war sein Akzent im Englischen aber besser als meiner im Deutschen. Aus Kurt Weill [pronounced "vile"] wurde Kurt Weill [pronounced "while"]. Er komponierte weniger für Konzertsäle oder Opernhäuser, sondern für den Broadway, das Radio, für Schulen und 1939 sogar für die Weltausstellung.

Aber er wurde sowohl in Amerika als auch in Deutschland kritisiert. Die Kritiker waren der Meinung, dass sein Erfolg in Amerika ein unwürdiger Kompromiss war – verglichen mit der großen Musik, die er in Deutschland komponiert hatte. Diese Kritiker verstanden nicht, dass Kurt Weill wusste, wie man sein Publikum mitreißt. Er schloss die Lücke zwischen "ernster" und "leichter" Musik. Kurt Weill sagte oft: "Wenn meine Musik ein breites Publikum erreicht hat, [...] spricht sie für sich selbst."

Kurt Weill holte das Theater in seine Musik, in Liedern über Mörder wie "Mackie Messer" oder in wunderschönen Melodien wir "Speak Low" oder "One Touch of Venus." Große amerikanische Musiker und Sänger haben seine Werke interpretiert: Ella Fitzgerald, Louis Armstrong, Frank Sinatra, Billie Holliday, Barbra Streisand. Ich kenne Kurt Weill durch Bobby Darin. Seine Version von "Mack the Knife" war in den amerikanischen Charts wochenlang Nummer eins. Überall im Land vermuteten die Amerikaner hinter der nächsten Ecke diese hinterlistige Person, Mackie Messer.
Kurt Weill versuchte, Marlene Dietrich zu überzeugen, die Titelrolle in "One Touch of Venus" zu übernehmen. Aber obwohl ihr die Musik gefiel, beklagte sie die andere Qualität seiner Kompositionen in Amerika. Er sagte zu ihr: "Vergiss die alten deutschen Lieder. Wir sind jetzt in Amerika und am Broadway ist es schwieriger als am Kurfürstendamm!"
1949 schrieb Kurt Weill einen Brief an einen alten Freund in Deutschland. Er schrieb ihn auf Englisch. “My success here (which people usually ascribe to "luck") is mostly due to the fact that I took a very positive and constructive attitude towards the American way of life and the cultural possibilities in this country. Most of the German intellectuals, who came here at the same time, were critical and doubtful. I found enormous possibilities.”

Als Weill 1950 starb, schrieb die New York Times, er war "ein echtes Beispiel für die Kräfte, die sich im amerikanischen Schmelztiegel vermischen und einen nationalen Ausdruck hervorbringen."

Ich danke den Personen, die vor achtzehn Jahren das Kurt Weill Fest gestartet haben. Sie wollten zeigen, dass Kurt Weill wirklich ein Sohn unserer beiden Länder ist. Das Fest ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie wir die Bande zwischen unseren Ländern stärken können. Vor allem finde ich toll, dass es auch ein Forum für junge Künstler ist. Die Amerikanische Botschaft und das Konsulat folgen diesem Vorbild. Zum Beispiel unterstützt das Konsulat die Battery Dance Company aus New York. Mit ihrer Dancing-to-Connect-Initiative wendet sie sich an junge Menschen. 2009 gab es ein kombiniertes Projekt von Dancing to Connect in Dessau-Rosslau und in Bitterfeld-Wolfen. In diesem Jahr soll das Projekt in Halle stattfinden. Wir alle sollten weiter nach solchen Chancen suchen. Aber das war genug guter Rat für heute Abend. Und um das Zitat etwas zu verändern: "Das war die Moral, jetzt kommt das Fressen" – in Form eines Musikfestes.

Meine Damen und Herren, ich wünsche allen Künstlern und Gästen ein spannendes und erfolgreiches Fest.