Kreise: Hapag-Finanzierung steht vor Neuverhandlung

Freitag, 16. Januar 2009, 20:08 Uhr
 

Hannover (Reuters) - Die kurz vor dem Verkauf durch TUI stehende Reederei Hapag-Lloyd muss Kreisen zufolge um Stützpfeiler ihrer Finanzierung bangen.

Die Royal Bank of Scotland will nach dem Abschluss des Verkaufs der Traditionsreederei an ein Hamburger Konsortium möglicherweise Kreditkonditionen neu verhandeln, erfuhr Reuters am Freitag aus Finanzkreisen. "Es ist auch nicht auszuschließen, dass die Bank sich ganz zurückzieht", sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person am Freitag. Es geht um einen 750-Millionen-Dollar-Kredit, den sich Hapag für den Erwerb von 29 Schiffen des Mutterkonzerns TUI gesichert hat. Die RBS wollte zu den Angaben keine Stellung beziehen.

Ein solcher Schritt der RBS könnte Nachahmer auf den Plan rufen und somit den gesamten Kredit gefährden. Der Anteil der RBS beträgt mehr als 100 Millionen Euro. Wenn das Hamburger Käufer-Konsortium den gesamten 750-Millionen-Dollar-Kredit refinanzieren müsste, würde das die Gesamtbelastung für den Hapag-Kauf wohl deutlich erhöhen. "Möglicherweise werden die Hamburger deshalb auf Nachverhandlungen mit TUI drängen", sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person. TUI machte allerdings klar, dass es an den Modalitäten des Verkaufsvertrags wenig zu rütteln gibt. "Der Vertrag lässt dazu keinen Spielraum", sagte der TUI-Sprecher.

Der Verkauf von Hapag an das Hamburger Investorenkonsortium Albert Ballin um den Logistikunternehmer Klaus Michael Kühne werde vom möglichen Ausscheren der britischen Bank ohnehin nicht berührt. "Vor dem Abschluss des Hapag-Verkaufs können sich die schiffsfinanzierenden Banken nicht zurückziehen", sagte der TUI-Sprecher. Erst nach dem in den kommenden Wochen erwarteten Eigentümerwechsel hätten die Banken die Möglichkeit, Neuverhandlungen anzustreben. "Sollte dies eintreten, werden die neuen Eigentümer der Hapag eine Lösung finden."

TUI-AKTIE AUF NEUEM TIEFSTSTAND

TUI-Aktionäre reagierten dennoch verunsichert. Die Aktie verlor mehr als zehn Prozent und erreichte mit 6,45 Euro einen neuen Tiefststand. "Es gibt die Spekulation, dass der gesamte Deal platzen könnte. Das wäre in der derzeitigen Lage ein Schlag ins Gesicht für TUI", sagte ein Händler. TUI hatte Hapag im Oktober zu einem Unternehmenswert von 4,45 Milliarden Euro verkauft. Beim Abschluss der Transaktion soll TUI rund eine Milliarde Euro zufließen. "Es wollen zwar alle das Geschäft umsetzen, aber die Lage der Reedereien generell ist dramatisch", hieß es aus Branchenkreisen. Die Frachtraten sind zuletzt drastisch eingebrochen, zum Teil um mehr als drei Viertel.

"Das Hamburger Konsortium hat unverändert die Absicht, die Transaktion zum Erwerb der Hapag-Lloyd AG von der TUI AG abzuschließen und den Kaufvertrag zu erfüllen", teilte die Investorengruppe mit. Es würden Gespräche im Zusammenhang mit dem Abschluss des Verkaufs geführt. Kreisen zufolge geht es dabei nicht um Verbesserungen der finanziellen Ausstattung der Hapag-Lloyd beim Übergang an die neuen Eigentümer. "Wenn es Bedarf für Nachbesserung gibt, wird sich TUI Gesprächen nicht verweigern", sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person. Bislang sei ein solches Anliegen aber noch nicht an das TUI-Management herangetragen worden.